Artensterben: Bestandsgefährdete Insekten- und Vogelarten

Artensterben: Viele Insekten und Vogelarten sind vom Aussterben bedroht

von Julia Liemann

 

In den letzten Jahren werden immer mehr Arten als bestandsgefährdet erklärt. Darunter auch viele Insekten- und Vogelarten. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Belastung der natürlichen Gewässer gehen stetig Lebensräume für Vögel und Insekten verloren.

Was genau die Ursachen sind und welche Arten besonders gefährdet sind, erfahrt ihr in diesem Blogartikel.

Die Roten Listen

Die Roten Listen beschreiben die Gefährdungssituation der Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und stellen mit ihren Gesamtartenlisten eine Inventur der Artenvielfalt dar. Sie werden etwa alle zehn Jahre vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) für ganz Deutschland herausgegeben.

Die Zahlen, die in diesem Blogartikel genannt werden, beziehen sich auf die Daten der Roten Listen.

So steht es um unsere Insektenarten

Der Blatthornkäfer gehört zu den bedrohten Insektenarten

Mehr als ein Viertel der Insektenarten in Deutschland ist bestandsgefährdet. 26,2 Prozent von knapp 6.750 neu bewerteten Insektenarten sind in ihrem Bestand gefährdet. Bei einigen wenigen Insektenarten haben die Bestände zugenommen, die Rückgänge vieler Arten überwiegen jedoch deutlich.

Das ist die Bilanz der jetzt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Roten Liste zu den wirbellosen Tieren. Von diesen knapp 6.750 in Deutschland lebenden Arten aus 14 aktuell betrachteten Insektengruppen stellen die Käfer mit neun Artengruppen und mehr als 5.600 Arten den größten Anteil.

Zu Käfergruppen mit besonders vielen bestandsgefährdeten Arten zählen die Blattkäfer mit 41,1 Prozent, die Rüsselkäfer mit 39 Prozent und die Blatthornkäfer mit 32,8 Prozent.

Viele dieser Arten haben eine enge Bindung an bestimmte Biotope. Vor allem die Nutzungsänderung und der Verlust naturnaher Lebensräume führt dazu, dass die Bestände dieser Arten zurückgehen.

Belastung der Gewässer

46,4 Prozent der Steinfliegen sind bestandgefährdet

Besonders bei wassergebundenen Insektenarten ist die Gefährdung groß. Der Anteil bestandsgefährdeter Arten ist gerade bei den artenärmeren Gruppen der Steinfliegen mit 46,4 Prozent und der Eintagsfliegen mit 40,5 Prozent Besorgnis erregend.

Der hohe Anteil bestandsgefährdeter Arten unter den aquatischen Insekten zeigt dringenden Handlungsbedarf: Um die besonders gefährdeten wassergebundenen Insektenarten wie Libellen, Steinfliegen und Eintagsfliegen und ihre Lebensräume besser zu schützen, müssen wir die Belastung der Gewässer weiter verringern, Gewässer naturnäher gestalten sowie naturnahe Gewässer und ihre Uferbereiche erhalten.

Vogelarten sterben aus

Das Braunkehlchen ist dabei, auszusterben

Die Gesamtzahl der Vögel hat in Deutschland seit 1980 um 34 Prozent abgenommen. Das sind über zehn Millionen Vogelbrutpaare, die es heute nicht mehr gibt.

34 Prozent der Vogelarten in Deutschland gelten als bestandsgefährdet oder schon ausgestorben, 11 Prozent gelten als extrem selten und 7 Prozent stehen auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Nur 48 Prozent der Arten sind ungefährdet.

Besonders betroffen sind hier Arten, die in halboffenen Kulturlandschaften leben, wie zum Beispiel Rebhuhn, Turteltaube, Wiesenpieper und Braunkehlchen.

Über 70 Prozent dieser Agrarvogelarten sind bestandsgefährdet. Der Kiebitz hat schon 93 Prozent seines Bestandes verloren.

Im Gegensatz dazu geht es den Vögeln in unseren Wäldern und Siedlungen sehr gut: die Gesamtzahl der Vögel in Dörfern und Städten ist gleichgeblieben, in den Wäldern sogar leicht angestiegen.

Ursachen für das Artensterben

Mit der größte Grund für das Artensterben stellt die moderne Landwirtschaft dar.

Der Hauptgrund für die Gefährdung ist die Zerstörung der natürlichen Biotope, besonders durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Dazu gehört die zunehmende Maschinisierung der Landwirtschaft mit immer größeren Feldern, die immer weniger Restflächen wie Feldraine und Wegränder oder Hecken und Baumreihen übrig lässt, genauso wie der Wegfall von Brachflächen.

Ebenso gibt es in keinen Platz mehr für Wildkräuter oder Insekten. Artenreiche Wiesen wurden vielfach zu Ackerflächen gemacht oder entwässert und gedüngt, damit sie in schneller Folge immer wieder gemäht werden können. Hier können keine Vögel mehr brüten.

Dadurch werden nicht nur die Lebensräume der Vögel drastisch verkleinert, sondern auch die von vielen Insektenarten. Die Insektenbestände gehen zurück, sodass Vogelarten, die sich von Insekten ernähren, ebenfalls viele Verluste verzeichnen.

Zunahme des Anbaus von Mais und Raps

Die Studie des DDA und des Bundesamts für Naturschutz (BfN) hat den Einfluss von konkreten Faktoren auf den Bestand von Feldvögeln, wie Feldlerche oder Kiebitz, berechnet.

Demnach ist der wichtigste Faktor für die dramatischen Bestandsrückgänge die Abnahme ungenutzter Brachflächen bei gleichzeitiger Zunahme des Anbaus von Mais und Raps.

Aber wie ist es dazu kommen? Die Abschaffung der EU-weiten Flächenstilllegungen im Jahr 2008 führte zum einen zu deutlichen Bestandseinbrüchen. Zum anderen trat fast zeitgleich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft, infolge dessen große Flächenanteile nun für den Anbau von Bioenergie-Pflanzen wie Raps und Mais genutzt wurden, die nachweislich schlechtere Lebensraumeigenschaften für die klassischen Vogelarten der Agrarlandschaft aufweisen.

Lösung: Mehr Brachflächen und mehr Grünland

Die Autor:innen der Studie fanden heraus, dass die Feldvogelbestände um 60 Prozent zunehmen könnten, wenn wir den Anteil der Brachflächen wieder auf zehn Prozent der deutschen Landwirtschaftsfläche bei entsprechender Reduktion der Maisanbaufläche erhöhen würden.

Um weitere 17 Prozent würden die Bestände wieder ansteigen, wenn wir den Grünlandanteil an unserer Agrarfläche von 27 auf 30 Prozent erhöhen, weitere 14 Prozent Zunahme ergäben sich aus einer Reduktion der Rapsanbaufläche um 215.000 Hektar, also um etwa 1,2 Prozent der gesamten Agrarfläche. Als Bezugsgröße wurden die Bestandszahlen von 2013 verwendet.

Von diesen Maßnahmen würden auch viele Insektenbestände profitieren, da sie so wieder mehr Lebensräume hätten.

Auch unser Saatgutkonfetti tut einen Teil, um dem Artensterben entgegenzuwirken. Durch das Ausbringen unserer Samen wollen wir vor allem kleine "wilde Korridore" schaffen - als verbindende Elemente zwischen (groß) angelegten (Blüh-)flächen und Naturschutzgebieten.

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