So hängen Klimawandel und Biodiversität zusammen
Der Klimawandel lässt die Alarmglocken läuten
Der Klimawandel ist mittlerweile allgegenwertig. Es gibt wohl kaum mehr einen Monat, in dem nicht neue Berichte über nie dagewesene Wetterextreme in unseren News-Feeds auftauchen. Erst kürzlich erschien der sechste IPCC Sachstandsbericht, der die neuesten Forschungsergebnisse zusammenfasst. Uns sagen wir es mal so: die Alarmglocken läuten von Jahr zu Jahr lauter.
Hin und wieder schleichen sich auch Berichte über aussterbende oder kurz vor dem Aussterben stehende Arten in die Medien.
Abbildung 1: Screenshot Artikel " Jedes fünfte Reptil ist vom Aussterben bedroht", erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 27. April 2022
Etwas gröber zusammengefasst wird vor einem Rückgang der Biodiversität gewarnt. Was Biodiversität überhaupt ist, haben wir bereits in einem Blog Beitrag zusammengetragen.
Verlust der Biodiversität - Eine Bedrohung für uns alle
Der Global Risk Report 2022, der die die Wahrnehmung globaler Risiken durch Risikoexperten:Innen und weltweit führende Vertreter:Innen aus Wirtschaft, Regierung und Zivilgesellschaft untersucht, zählt den Verlust der Biodiversität zu den 3 größten Risiken, die in den kommenden Jahren bedrohliche Auswirkungen auf unser aller Leben und den Planeten haben werden. Die beiden weiteren Risiken sind das Scheitern von Klimaschutzmaßnahmen sowie Extremwetterereignisse.
Blöderweise hängt bei komplexen System immer alles miteinander zusammen. Und so verwundert es nicht, dass der Klimawandel großen Einfluss auf die Biodiversität hat.
Doch zunächst müssen wir einen kleinen Schritt zurückmachen und uns die Vielzahl an Faktoren ansehen, die für den Verlust von Arten verantwortlich sind.
Die Faktoren für den Verlust von Arten
Häufig werden diese in 2 Kategorien eingeteilt:
1.) Natürliche Ursachen wie Naturkatastrophen oder zufällige Schwankungen bei der Anzahl der Nachkommen einer Art
2.) Vom Mensch verursachtes Artensterben. Dazu gehören die Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen, Nähr- und Schadstoffbelastungen, die Ausbeutung von Ressourcen und eben auch der menschgemachte Klimawandel.
Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Biodiversität
Der Klimawandel sorgt vor allem für eine deutliche Veränderung der Ökosysteme. So sorgen schnelle Temperaturveränderungen, - schwankungen und ungewöhnliche Dürreperioden oder häufige Überschwemmungen, um einige Beispiele zu nennen, für einen enormen Anpassungsdruck der Arten der nicht immer bewerkstelligt werden kann.
Arten können dann mit einem Ausweichen in andere Ökosysteme, also einer Arealerweiterung oder –veränderung, reagieren oder geraten in Gefahr auszusterben. Besonders hart trifft es dabei Amphibien und Reptilien. Diese sind zum einen wechselwarm, also vollständig von der Umwelttemperatur abhängig und brauchen zur richtigen Zeit verfügbare Gewässer zur Fortpflanzung.
Zusätzlich weisen sie eine deutlich geringere Mobilität als z.B. Vögel auf, sodass sie auf Habitatveränderungen äußerst empfindlich reagieren. So wundert es nicht, dass laut der IUCN roten Liste über 30% der Amphibien ein erhöhtes bis starkes Aussterberisiko aufweisen.
Aber nicht nur Amphibien sind bedroht. Im Folgenden findet ihr noch ein paar exemplarische Beispiele für die Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels auf die Biodiversität.
Die Tarnung verkehrt sich in’s Gegenteil
In Polarregionen gibt es eine Vielzahl an Tierarten, die ein weißes Fell tragen um im Schnee und Eis gut getarnt vor Fressfeinden zu sein. Verschwindet Schnee und Eis, sind Polarfüchse, Moorschneehühner und Co nicht mehr getarnt und daher weniger gut vor (Fress)feinden geschützt.
Alpen werden grüner durch steigende Temperaturen
Das klingt doch erst einmal…gut? Mehr Pflanzen, mehr Biomasse…Mehr Biodiversität?
Leider ist das Gegenteil der Fall. Die Verschiebung der Temperaturgrenze nach oben sorgt dafür, dass Bereiche besiedelbar sind, die es vorher nicht waren. Die Niederschlagsmengen und Vegetationsperioden ändern sich und hochspezialisierte „Alpenpflanzen“ sehen sich einem Konkurrenzdruck ausgesetzt, dem sie wortwörtlich nicht gewachsen sind.
Laut einer Studie von Manes et al (2001) sind bei einer Erderwärmung von 3 Grad über 80% aller endemischer Arten auf Bergen bedroht.
Zusätzlich führt das Abschmelzen von Gletschern und die Verfärbung von weiß zu grün für eine geringere Reflektion von Sonnenlicht und treiben damit den Klimawandel weiter voran.
Die Arealverschiebung nach „oben“ lässt sich auch von Süden nach Norden beobachten. Eine Studie von Hickling et al. (2005) fand heraus, dass 23 Libellenarten in Großbritannien eine Arealverschiebung von durchschnittlich 88km in 35 Jahren Richtung Norden vorwiesen.
Weniger Männer unter Meeresschildkröten
Bei Meeresschildkröten hängt die Ausprägung des Geschlechts von der Umgebungstemperatur des Nestes ab. In obere, trockeneren und wärmeren Bereichen entwickeln sich Weibchen und in den kühleren, feuchteren Lagen Männchen.
Durch den Temperaturanstieg in den untersuchten Gebieten fand Jensen et al. (2017) heraus, dass ein gefährlicher Männermangel unter Meeresschildkröten herrschte, was im Umkehrschluss die Fortpflanzung und damit den Fortbestand gefährdet.
Trockenheit in Wäldern
Normalerweise können sich diese gar nicht so stark vermehren, doch die große Verfügbarkeit von geschädigtem Holz und Totholz sorgt für einen rasanten Anstieg der Populationen.
Es gibt eine Vielzahl weiterer Beispiele und viele Effekte des Klimawandels auf die Biodiversität sind nicht einmal bekannt und/oder erfasst. Sicher ist jedoch, dass Arealverschiebungen und/oder das Aussterben von Arten dafür, dass Ökosysteme aus der Balance und damit die komplexen Interaktionsketten und Abhängigkeiten zwischen Arten aus dem Takt geraten.
Vor allem die Geschwindigkeit, in der der Klimawandel seine Auswirkungen zeigt sorgen dafür, dass einfach oftmals die Zeit fehlt, um sich als Art anzupassen.